Hitze
«36 Grad und es wird noch heisser!»
Der Sommer ist da und mit ihm die Hitze. Die höheren Temperaturen, verbunden mit den immer häufiger auftretenden Hitzewellen, können unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. So hat bestimmt jede/-r von uns schon mal bemerkt, dass er/sie sich bei hohen Aussentemperaturen schlechter konzentrieren kann. Dies kommt daher, dass unser Körper mit seiner Umgebung ständig Wärme austauscht. Dabei regelt unser Gehirn die Körpertemperatur und das Durstgefühl, mit dem Ziel, unsere Körperkerntemperatur zwischen 36.5°C und 37.5°C aufrechtzuerhalten. Steigt die Temperatur bei Hitze an, leitet unser Körper Gegenmassnahmen zur Temperatursenkung ein, die vor allem auf den Wasser-Elektrolythaushalt und die Herz-Kreislauffunktionen wirken. Als Folge erweitern sich die Hautgefässe, die Hautdurchblutung wird erhöht, der Blutdruck sinkt und unsere Herzfrequenz steigt an.
Schwitzen – Kühlmechanismus des Menschen
Obschon Schweiss und starkes Schwitzen sehr unangenehm sein können, sind sie für unseren Körper enorm wichtig. Durch die Verdunstung des Schweisses auf unserer Hautoberfläche kann der Körper Wärme abgeben und so die Kerntemperatur regulieren. Wenn wir bei Hitze schwitzen, verlieren wir Flüssigkeit, Elektrolyte und Mineralstoffe, die wir durch Trinken und Essen wieder ersetzen müssen.
Wenn es «schwül» ist, haben viele Menschen besonders grosse Probleme. Bei der Kombination von hoher Aussentemperatur mit hoher Luftfeuchtigkeit verdampft der abgesonderte Schweiss nicht so schnell, sodass unser Körper langsamer abkühlt. Folglich setzt uns feuchte Hitze, vor allem bei Windstille, besonders zu, da Wind kühlend wirkt.
Wir haben nun erfahren, wie Hitze unseren Körper beeinflusst und was er zur Kühlung unternimmt. Hat die Hitze aber auch einen Einfluss auf unsere Psyche? Wenn ja, weshalb?
Der Einfluss von Hitze auf die Psyche
Lange Sonnentage und laue Nächte bringen Lebensfreude, Leichtigkeit und Urlaubsstimmung. Was viele nicht wissen: Extreme Hitze kann unsere psychische Gesundheit stark belasten. Neben körperlichen Beschwerden wie Schwindel, Erschöpfung oder Schlafproblemen hat Hitze auch weitreichende Auswirkungen auf die Psyche – von Reizbarkeit bis hin zu Depressionen und ernsten psychiatrischen Krisen.
Stress für unser Gehirn
Hitze ist ein physischer Stressor. Wie wir einleitend bereits erfahren haben, versucht unser Gehirn bei hohen Temperaturen die Körpertemperatur zu regulieren. Diese zusätzliche Belastung kann den Cortisolspiegel – die Konzentration eines wichtigen Stresshormons – im Blut erhöhen. Das kann zu innerer Unruhe, Stresssymptomen und psychischer Erschöpfung führen.
Schlechter Schlaf
Bei sogenannten Tropennächten, in denen die Aussentemperatur nicht unter 20°C fällt, sinkt die Schlafqualität drastisch. Für unsere psychische Stabilität ist Schlaf unabdingbar. Untersuchungen haben gezeigt, dass Hitzewellen die Gesamtschlafdauer signifikant reduzieren und die Anzahl der Wachphasen erhöhen. Schlafmangel kann Reizbarkeit, Ängstlichkeit und depressive Verstimmungen verstärken.
Erhöhte Reizbarkeit und Aggression
Studien zeigen, dass Hitze die Impulskontrolle senkt. Menschen reagieren gereizter, aggressiver und impulsiver als üblich. Ist dir das bei dir selbst auch schon aufgefallen?
Verschlechterung psychischer Erkrankungen
Hitze kann bestehende psychische Erkrankungen wie Depressionen, Psychosen oder Angststörungen verstärken. Menschen mit Schizophrenie oder einer bipolaren Störung haben nachweislich ein höheres Risiko für Hitzefolgen, beispielsweise durch eine beeinträchtigte Thermoregulation oder die Nebenwirkungen von Psychopharmaka. Laut WHO zählen psychisch kranke Menschen zu den am stärksten gefährdeten Gruppen bei Hitzewellen.
Wir sehen also, dass Hitze unseren Körper vollumfänglich beeinflusst und wir uns daher bei Hitze besonders schützen müssen.
Verhaltensempfehlungen: Wie man sich und andere vor Hitze schützen kann
Risikogruppen
Hohe Temperaturen gefährden insbesondere die Gesundheit von Kleinkindern, Säuglingen, Schwangeren, älteren Menschen, Pflegebedürftigen und Personen mit chronischen Erkrankungen. Während heissen Tagen benötigen sie besonderen Schutz. Zu den besonders gefährdeten Personen zählen Menschen mit Atmungssystemerkrankungen, Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, Demenz oder psychischen Erkrankungen.
Auch bei der Arbeit – drinnen oder draussen – sollte man sich vor Hitze schützen.
Allgemeine Verhaltensempfehlungen
- Hitzewarnungen beachten: Informiere dich über Hitzewarnungen bei MeteoSchweiz oder AlertSwiss (App oder Webseite).
- Viel trinken und leicht essen: Trinke mindestens 1.5 Liter Wasser oder ungesüssten Tee pro Tag, egal ob du Durst hast oder nicht. Stelle dir einen vollen Krug oder eine Flasche bereit und kontrolliere am Abend, ob dieser leer ist. Was ebenfalls hilft, sind kalte und erfrischende Speisen wie Salate, Gemüse, Früchte und Milchprodukte. Achte zusätzlich auf eine ausreichende Versorgung mit Salz, da durch das Schwitzen Salz verloren geht.
- Körperliche Anstrengung vermeiden: Vermeide zur heissesten Tageszeit (Mittagszeit) anstrengende körperliche Tätigkeiten. Schone deinen Körper. Für junge, gesunde Menschen heisst dies, sportliche Aktivitäten ausserhalb des Wassers auf die kühleren Morgen- oder Abendstunden zu verlegen. Senior/-innen können Arztbesuche, Einkäufe oder andere Aktivitäten im Freien ebenfalls auf die Randstunden legen, oder – soweit möglich – von jemand anderem erledigen lassen.
- Kühle deinen Körper: Trage leichte, helle Kleidung. Besonders im Alter schwitzt man weniger und merkt deshalb manchmal nicht mehr so gut, dass keine Jacke mehr nötig ist. Kalte Wickel, feuchte Tücher oder lauwarme Duschen können ebenfalls helfen, die Körpertemperatur zu senken.
- Hitze fernhalten: Halte dich draussen möglichst nur im Schatten auf. Lüfte deine Wohnung oder dein Haus nachts oder in den frühen Morgenstunden. Schliesse anschliessend die Fenster und lass die Läden runter. Ganz wichtig: Lass niemals Menschen oder Tiere im abgestellten Auto zurück!
Ältere Menschen
Hitzewellen können für ältere Menschen lebensbedrohlich sein. Daher müssen sie besonders geschützt werden!
Im Alter vermindert sich die Wärmeregulation. Ältere Menschen haben ein geringeres Durstgefühl, vergessen daher häufig zu trinken und schwitzen auch weniger. Sie können sich daher weniger auf ihr Körpergefühl verlassen, da die Signale zur Wärmeregulation eingeschränkt sind.
Alleinlebende ältere Menschen können von Angehörigen, Bekannten oder Nachbar/-innen unterstützt werden. Achte darauf, dass täglich mindestens eine Person anruft oder einen Besuch abstattet. Insbesondere ältere Menschen müssen ihren Flüssigkeitshaushalt kontrollieren. Es hilft, eine Flasche oder einen Krug mit mindestens 1,5 l Wasser in Sichtnähe zu stellen und regelmässig – auch ohne Durstgefühl – zu trinken. Am Abend sollten die 1,5 l getrunken sein. Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, dass der Körper genügend Salz aufnimmt. Eine Bouillonsuppe oder Salzstangen können eine gute Zwischenmahlzeit sein, um die Salzspeicher wieder aufzufüllen.
Bei Fragen oder gesundheitlichen Problemen können Senior/-innen rund um die Uhr das AERZTEFON: 0800 33 66 55 anrufen. Der Anruf ist kostenlos!
Säuglinge und Kleinkinder
An Hitzetagen müssen Säuglinge und Kleinkinder besonders geschützt werden, denn ihr Körper kann sich noch nicht so gut an hohe Temperaturen anpassen.
Was kannst du tun, um dein Kind bei der Hitze zu unterstützen?
- Achte darauf, dass das Kind ausreichend Wasser trinkt.
- Kühle und leichte Mahlzeiten zubereiten.
- Kinder müssen an heissen Tagen nicht den ganzen Tag drinnen bleiben. Lege aber anstrengende Tätigkeiten auf den Vormittag. Besuche Parks mit dichtem Baumbestand oder gehe mit deinem Kind in den Wald. Dort sind die Temperaturen erträglicher und die Ozonwerte niedriger.
- Schütze dein Kind vor Sonnenstrahlung (leichte, helle Kleidung, Sonnenhut, Sonnencreme, Aufenthalt im Schatten).
- Prüfe regelmässig die Hauttemperatur deines Kindes. Bei Bedarf können eine lauwarme Dusche oder feuchte Tücher zur Kühlung helfen.
- Lass dein Kind nie unbeaufsichtigt im Auto. Fahrzeuge erhitzen sich sehr schnell und Kinder können innerhalb kurzer Zeit einen Hitzeschlag erleiden.
- Ermattung, Müdigkeit, trockene Haut oder Lippen sind Warnzeichen. Suche im Zweifelsfall eine Arztpraxis auf oder rufe das AERZTEFON an: 0800 33 66 55 (kostenlos, 24/7).
Warnzeichen von Überhitzung
Achte auf folgende Warnzeichen – bei dir oder anderen:
- Erhöhter Puls
- Hohe Körpertemperatur
- Schwäche/Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Muskelkrämpfe
- Trockener Mund
- Verwirrtheit, Schwindel, Bewusstseinsstörungen
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
Wenn du diese oder einzelne dieser Warnzeichen wahrnimmst, helfen als Sofortmassnahmen: Hinlegen, mit feuchten Tüchern Kühlen und viel Wasser trinken. Wenn das nicht hilft, suche eine ärztliche Fachperson auf oder rufe in schweren Fällen den Rettungsdienst (Tel.: 144).
Weitere Informationen zum Download oder als Links haben wir dir hier zusammengestellt.
Downloads:
BAG: Drei goldene Regeln Hitzetage
BAG: Schutz bei Hitz für ältere Menschen und Pflegebedürftige
Krebsliga: Sonnenschutz für mein Kind
SSDV: Schützen sie sich vor UV-Strahlen
BAG: Hitzewelle am Arbeitsplatz
Gesundheitsförderung Schweiz: Wassertipps
Gesundheitsförderung Kanton Zürich: Hitzetipps
Links:
BAG: Hitzewelle
SECO: Klima (Behaglichkeit, Hitze, Wärmestrahlung, Kälte, UV)
SECO: Arbeiten im Sommer – bei Hitze und Sonne
SUVA: Sonne und Hitze
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Referenzen:
Anderson, C. A. (2012). Climate and aggression: Implications for human conflict. Current Directions in Psychological Science, 21(5), 272–277.
Burke, M., González, F., Baylis, P., et al. (2018). Higher temperatures increase suicide rates in the United States and Mexico. Nature Climate Change, 8, 723–729.
Knez, I., Thorsson, S., Eliasson, I., & Lindberg, F. (2014). Psychological mechanisms in outdoor place and weather assessment: Towards a conceptual model. International Journal of Biometeorology, 58(1), 123–135.
Obradovich, N., Migliorini, R., Mednick, S. C., & Fowler, J. H. (2017). Nighttime temperature and human sleep loss in a changing climate. Science Advances, 3(5), e1601555.
Wiener Hitzeratgeber: Wiener Hitzeratgeber - Tipps für das Verhalten bei Hitzewellen - Stadt Wien
WHO (2021). Guidance on Protecting Mental Health in Heatwaves. World Health Organization.
Bundesamt für Gesundheit BAG (2023). Hitze: Empfehlungen für Fachpersonen und Bevölkerung. https://www.bag.admin.ch