Natürlich gesund: Was Barfusslaufen für Körper und Geist tun kann

Barfusslaufen

Ob am Strand, auf einer Waldwiese oder einfach zuhause: Barfusslaufen fühlt sich ursprünglich und befreiend an. Immer mehr Menschen entdecken es wieder für sich – nicht nur aus Nostalgie, sondern auch als bewussten Beitrag zu Gesundheit und Wohlbefinden.

Ob stabilere Fussgelenke, verbesserte Körperwahrnehmung oder ein klarerer Kopf: Der Verzicht auf Schuhe bringt viele Vorteile mit sich. In diesem Artikel erfährst du, warum unsere Füsse wieder mehr Freiheit verdienen – und wie du Schritt für Schritt sicher einsteigen kannst.

Die gesundheitlichen Vorteile des Barfusslaufens

Barfusslaufen kann auf verschiedenen Ebenen positiv wirken – auf den Bewegungsapparat, auf die Wahrnehmung und auf die Psyche. Damit du verstehst, warum das so ist, schauen wir uns das genauer an:

a) Für den Bewegungsapparat

Unsere Füsse bestehen aus 26 Knochen, 33 Gelenken und über 100 Muskeln, Sehnen und Bändern. In Schuhen wird das natürliche Abrollen des Fusses verhindert. Dadurch werden nicht nur die Muskeln weniger trainiert – Bänder und Sehnen können sich dadurch sogar zurückbilden!

Was Barfusslaufen bewirkt:

  • Die kleinen Muskeln in Fuss und Unterschenkel werden trainiert.
  • Bänder und Muskeln werden gekräftigt. Dies macht unser Fussgelenk stabiler, wodurch Verletzungen vorgebeugt wird.
  • Die natürliche Dämpfung durch den Fuss funktioniert wieder besser – das entlastet Knie, Hüfte und Rücken.
  • Der Gang wird geschmeidiger und effizienter, da wir automatisch vorsichtiger auftreten (meist über den Vorfuss statt über die Ferse).
  • Indem die Füsse aktiver und konzentrierter aufgesetzt werden, bauen wir auch im restlichen Körper mehr Spannung auf.

➡️ Kurz gesagt: Der Fuss wird wieder zum aktiven Mitspieler – statt zum passiven «Schuhträger».

b) Für die Wahrnehmung

Unsere Fusssohlen sind hochsensibel und enthalten ca. 200'000 Nervenenden! In Schuhen sind diese ständig abgeschirmt und die Welt unter unseren Füssen bleibt vor uns verborgen.

Was Barfusslaufen bewirkt:

  • Die Nervenbahnen werden reaktiviert – wir spüren besser, was unter uns ist.
  • Das Gleichgewicht verbessert sich, weil unser Gehirn mehr Infos vom Boden bekommt.
  • Die sogenannte Propriozeption (Körperwahrnehmung im Raum) wird geschult. Das hilft uns, sicherer zu stehen, zu gehen und sogar schneller auf Stürze zu reagieren.

➡️ Ein Beispiel: Ein Kind, das oft barfuss spielt, entwickelt in der Regel eine bessere Koordination und Körperkontrolle.

c) Für die Psyche

Barfussgehen kann uns buchstäblich erden. Der direkte Kontakt mit dem Boden, mit Gras oder Waldboden, hat eine beruhigende Wirkung – und das nicht nur subjektiv:

  • Der Schritt wird achtsamer, langsamer – das beruhigt den Geist.
  • Studien zeigen, dass Naturkontakt (z. B. durch Waldbaden oder eben Barfussgehen) den Stresspegel senken kann.
  • Barfussgehen kann eine Art Gehmeditation sein (siehe Box am Ende des Texts) – eine bewusste Pause vom Reizüberfluss und eine wunderbare Möglichkeit, unsere Gedanken aus der Vergangenheit oder Zukunft ins Hier und Jetzt zurückzuholen.

➡️ Fazit: Wer barfuss geht, kommt oft innerlich zur Ruhe. Ein Spaziergang ohne Schuhe ist manchmal erholsamer als eine halbe Stunde auf dem Sofa.

Vorbereitung: Einfach loslaufen? Nicht ganz.

So verlockend es ist, einfach die Schuhe auszuziehen und loszugehen – unser Körper braucht Zeit zur Umstellung. Viele Füsse sind es nicht mehr gewohnt, ohne Dämpfung und Unterstützung zu arbeiten. Wer übermotiviert startet, riskiert Überlastung.

Was passieren kann, wenn du zu viel zu schnell machst:

  • Schmerzen in der Fusssohle oder Ferse
  • Muskelkater in Waden oder Fussmuskeln
  • Überlastung der Sehnen, besonders der Achillessehne
  • Blasen oder kleine Verletzungen bei ungeeignetem Untergrund

Regel für den Einstieg:
Starte mit kurzen Strecken (maximal eine Stunde), weichem Untergrund (Rasen, Sand) und höchstens jeden zweiten Tag. Steigere dich langsam, wenn sich dein Körper gut anfühlt. Beginne mit einem langsamen Tempo – beim Joggen ist die Belastung nochmals höher als beim Gehen, daher sollten Anfänger/-innen zu Beginn nur zehn bis 15 Minuten barfuss trainieren.

Übungen zur Vorbereitung:
Um deine Füsse zu mobilisieren und zu kräftigen, kannst du schon vor dem ersten Barfusslauf mit kleinen Übungen beginnen:

  • Zehengreifer: Versuche, ein Tuch mit den Zehen zu greifen und aufzuheben.
  • Fusskreisen: Kreise deine Füsse in beide Richtungen – mobilisiert die Fussgelenke.
  • Fusswippe: Rolle den Fuss langsam von der Ferse bis zu den Zehen ab.
  • Barfuss drinnen gehen: Starte in der Wohnung – z. B. barfuss kochen oder Wäsche machen.

Tipps für einen sanften Einstieg – ohne Überforderung:

  • Nimm dir bewusste Barfuss-Momente im Alltag vor: beim Zähneputzen, im Garten oder beim Yoga.
  • Plane Barfuss-Tage – z. B. Sonntagmorgen im Park oder eine Runde am Seeufer.
  • Nutze Barfusswege: Neben dem Strandbad Hünenberg befinde sich der Barfussweg Hünenberg, bei dem verschiedene Materialien wie Kork, Kies, Sägemehl und Sand den Füssen ein Vielfaches an Sinneserfahrungen bieten.
  • Achte immer auf dein Körpergefühl – Schmerz ist ein Signal, kein Zeichen von Fortschritt.

Für wen ist Barfusslaufen nicht geeignet?

So natürlich Barfusslaufen auch ist – es ist nicht für alle Menschen uneingeschränkt empfehlenswert. In folgenden Fällen solltest du vorsichtig sein oder ärztlichen Rat einholen:

  • Menschen mit Diabetes: Wenn das Gefühl in den Füssen gestört ist, werden Verletzungen oder Druckstellen oft zu spät bemerkt.
  • Bei offenen Wunden oder empfindlicher Haut: Barfusslaufen erhöht das Risiko für Infektionen.
  • Nach Operationen oder bei akuten Fussproblemen: Der Heilungsprozess könnte durch Belastung ohne Schutz verzögert werden.
  • Bei bestimmten orthopädischen Diagnosen (z. B. starker Hallux valgus, starrer Plattfuss, chronische Entzündungen): Die Belastung sollte mit einer Fachperson abgestimmt werden.

Grundregel: Wer gesundheitlich eingeschränkt ist oder unsicher ist, sollte sich individuell beraten lassen – z. B. durch eine Fachperson in der Physiotherapie oder Podologie.

Fazit: Kleine Schritte, grosse Wirkung

Barfusslaufen ist mehr als nur ein Sommer-Gag – es ist eine Rückbesinnung auf das, was uns von Natur aus guttut. Es stärkt nicht nur Muskeln und Gelenke, sondern auch unsere Körperwahrnehmung und seelische Ausgeglichenheit.

Der Schlüssel liegt im achtsamen Einstieg: Wer seinen Füssen Zeit zur Anpassung gibt und auf seine Körpersignale hört, wird belohnt – mit mehr Beweglichkeit, Stabilität und einem ganz neuen Gefühl für den eigenen Körper.

Barfusslaufen ist kein Allheilmittel, aber ein einfacher Weg, um gesunde Bewegung in deinen Alltag zu bringen. Und wer weiss – vielleicht findest du beim Gehen ohne Schuhe auch wieder ein Stück Verbindung zu dir selbst.

Probier’s aus – deine Füsse werden es dir danken!

 

Gehmeditation Schritt für Schritt (ca. 10–15 Minuten)

Vorbereitung (5 Minuten)

  • Ort wählen: Suche dir einen ruhigen, sicheren Ort im Freien – z. B. eine Wiese, einen Garten oder einen Waldboden. Achte darauf, dass der Untergrund frei von gefährlichen Gegenständen wie Glas oder spitzen Steinen ist.
  • Schuhe ausziehen: Zieh deine Schuhe und Socken aus und nimm einen Moment, um den Boden unter deinen Füssen bewusst zu spüren.
  • Haltung finden: Stell dich aufrecht hin, die Arme locker an der Seite, die Knie leicht gebeugt. Spüre dein Körpergewicht auf deinen Füssen verteilt.

Anleitung (10-15 Minuten)

  1. Atmung wahrnehmen
    Schliess für einen Moment die Augen, wenn du magst, und nimm zwei bis drei tiefe Atemzüge. Lass deine Aufmerksamkeit in den Körper sinken. Spüre, wie sich dein Brustkorb hebt und senkt.
  2. Langsam losgehen
    Beginne, sehr langsam und achtsam zu gehen – ein Schritt nach dem anderen. Stell dir vor, du erkundest mit jedem Fuss einen neuen Boden.
  3. Den Fuss bewusst abrollen
    Spüre, wie dein Fuss den Boden berührt: erst die Ferse, dann die Fusssohle, schliesslich die Zehen. Hebe dann langsam den anderen Fuss und wiederhole die Bewegung.
    Sag dir innerlich zum Beispiel:
    «Heben … bewegen … setzen.»
    Oder einfach: «Einatmen … ausatmen.
  4. Alle Sinne öffnen
    Nimm die unterschiedlichen Reize wahr:
    - Temperatur des Bodens
    - weiche oder harte Stellen
    - Gras, Erde, Kiesel, Blätter …
    Versuche, nicht zu bewerten – spüre einfach nur
  5. Gedanken beobachten
    Es ist normal, dass Gedanken auftauchen. Wenn du bemerkst, dass du abschweifst, bring deine Aufmerksamkeit sanft zurück zu deinen Füssen und zum nächsten Schritt.
  6. Tempo und Richtung variieren (optional)
    Nach ein paar Minuten kannst du das Tempo leicht variieren oder deine Richtung ändern. Bleib dabei achtsam. Spüre, ob und wie sich die Wahrnehmung verändert.
  7. Abschluss finden
    Bleib zum Schluss einen Moment still stehen. Spüre nach – in die Füsse, in deinen Atem, in deinen Körper. Vielleicht möchtest du dich bedanken – bei dir selbst, beim Boden, bei diesem Moment.

 

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