Hypnose – Hokuspokus oder hilfreiche Therapie?

Hypnose

«Schau mir in die Augen…»

Wenn du bei Hypnose zuerst mal an die Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch denkst, wirst du in diesem Newsbeitrag noch einiges lernen!

Willkommen zu einem spannenden Ausflug in die Welt der Hypnose, wo sich Mythen und Fakten zu einem faszinierenden Mosaik verweben. Hypnose – allein das Wort weckt bei manchen den Gedanken an schwingende Pendel und an Männer mit Zylindern, die „Du fühlst dich sehr schläfrig“ säuseln. Aber keine Sorge, in diesem Beitrag gibt es weder Zylinder noch übernatürliche Kräfte, sondern eine fundierte Reise durch die Geheimnisse und Potenziale der Hypnose.

Hypnose ist ein Thema, das viele Fragen aufwirft. Funktioniert das wirklich, oder ist das nur Hokuspokus? Kann Hypnose mir helfen, meine Angst vor Spinnen zu überwinden, oder werde ich am Ende eher wie ein Huhn im Zimmer herumflattern? Am Ende dieses Newsbeitrags wirst du die Mythen von den Fakten trennen können. Also, lass uns loslegen!

Was ist Hypnose?

Hypnose ist ein Zustand tiefer Entspannung und fokussierter Aufmerksamkeit, der es ermöglicht, das Bewusstsein zu verändern und das Unterbewusstsein direkt anzusprechen. In diesem Zustand sind Menschen besonders empfänglich für Suggestionen, die zur Verhaltensänderung, Stressbewältigung oder therapeutischen Zwecken genutzt werden können. Hypnose wird oft als Trance beschrieben, in der äussere Ablenkungen ausgeblendet und die Konzentration auf innere Bilder oder Gedanken gelenkt wird.

In einer typischen Hypnosesitzung gibt es drei Hauptphasen: Einleitung (Induktion), Vertiefung und den Trancezustand. Während der Induktion wird ein Zustand tiefer Entspannung eingeleitet. Danach folgt die Vertiefung, bei der du dich immer mehr auf dein inneres Erleben fokussierst. Schliesslich erreichst du den Trancezustand, in dem dein Bewusstsein und Unterbewusstsein offen für positive Veränderungen sind.

Hypnose spricht sowohl dein Bewusstsein als auch dein Unterbewusstsein an. Das bedeutet, dass du neue Denk- und Verhaltensmuster entwickeln kannst, während du in einem Zustand tiefer Entspannung bist. Stell dir vor, du arbeitest an einer inneren Baustelle – und Hypnose ist dein Architekt, der dir hilft, die Dinge neu zu gestalten.

Wissenschaftliche Grundlagen: Ist Hypnose wirksam?

Die wissenschaftlichen Grundlagen der Hypnose sind mittlerweile gut erforscht und belegen, dass es sich um einen veränderten Bewusstseinszustand handelt, der messbare Effekte auf das Gehirn und das Verhalten hat. Studien haben gezeigt, dass während der Hypnose bestimmte Gehirnareale, insbesondere solche, die mit Aufmerksamkeit, Vorstellungskraft und Selbstwahrnehmung verbunden sind, auf spezifische Weise aktiviert werden. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der präfrontale Kortex, der für die Fokussierung der Aufmerksamkeit verantwortlich ist. Hypnotisierte Menschen zeigen eine erhöhte Konnektivität zwischen Hirnregionen, die für Kontrolle und Regulation von Gedanken und Emotionen zuständig sind, während die Aktivität in Bereichen, die für das Bewusstsein der äusseren Umgebung verantwortlich sind, reduziert wird. Die wissenschaftliche Akzeptanz der Hypnose als ernstzunehmende Therapiemethode nimmt weiter zu, und moderne bildgebende Verfahren, wie die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), geben immer tiefere Einblicke in die Wirkmechanismen der Hypnose im Gehirn.

Wozu wird Hypnose eingesetzt?

Hypnose wird in der Gesundheitsförderung vielseitig eingesetzt und kann auf verschiedene Weise helfen, das körperliche und geistige Wohlbefinden zu verbessern. Besonders erfolgreich wird sie in der Raucherentwöhnung und Gewichtsreduktion angewendet, indem sie hilft, ungesunde Verhaltensmuster zu durchbrechen und die Motivation für einen gesünderen Lebensstil zu stärken. Auch im Stressabbau ist Hypnose wirksam, da sie Entspannungstechniken fördert und das Bewusstsein für stressauslösende Faktoren schärft. Bei der Angstbewältigung, etwa in Form von Phobien oder sozialer Angst, unterstützt Hypnose die Betroffenen, tief sitzende Ängste zu reduzieren und gelassener auf stressige Situationen zu reagieren. Darüber hinaus wird Hypnose zur Schmerzlinderung eingesetzt, zum Beispiel bei chronischen Schmerzen oder zur Vorbereitung auf medizinische Eingriffe. In solchen Fällen hilft Hypnose, den Schmerz zu kontrollieren und das subjektive Schmerzempfinden zu senken, sodass Patienten weniger Medikamente benötigen und sich schneller erholen können. Diese vielfältigen Anwendungen zeigen, wie Hypnose als sanfte und effektive Methode zur Förderung der Gesundheit und zur Unterstützung anderer therapeutischer Ansätze eingesetzt werden kann.

Missverständnisse und Mythen über Hypnose

Hypnose ist ein faszinierendes Thema, das jedoch von zahlreichen Missverständnissen und Mythen umgeben ist. Diese Missverständnisse werden oft durch die Darstellung in den Medien und durch Showhypnosen verstärkt, was zu einer falschen Wahrnehmung dieser Therapiemethode führt. In diesem Abschnitt möchten wir einige der häufigsten Mythen über Hypnose aufklären und die Fakten dahinter beleuchten.

Mythos 1: Hypnose führt zu Kontrollverlust

Einer der am weitesten verbreiteten Mythen ist die Vorstellung, dass man in Hypnose die Kontrolle über seine Gedanken und Handlungen verliert. Viele Menschen glauben, dass sie während der Hypnose nicht mehr mit ihrer Umgebung in Kontakt stehen und sich im Nachhinein an nichts erinnern können.

Fakt: In Wahrheit behält man während einer Hypnosesitzung die Kontrolle über seine eigenen Entscheidungen. Hypnose ist kein Zustand der Bewusstlosigkeit, sondern eher ein Zustand tiefer Entspannung und fokussierter Aufmerksamkeit. Hypnotisierte Personen können jederzeit ihre eigenen Entscheidungen treffen und sind nicht gezwungen, etwas zu tun, was ihren moralischen oder ethischen Werten widerspricht. Studien zeigen sogar, dass das eigene Mindset, also der Glaube daran, ob man die Kontrolle hat oder nicht, tatsächlich beeinflusst, wie viel Kontrolle man in Hypnose empfindet. Wenn man davon überzeugt ist, die Kontrolle zu behalten, wird man dies auch in der Hypnose erleben.

Mythos 2: Der Hypnotiseur kann mich manipulieren oder zu unerwünschtem Verhalten zwingen

Ein weiterer weit verbreiteter Irrglaube ist, dass der Hypnotiseur die absolute Macht über den Klienten hat und ihn zu Handlungen oder Aussagen zwingen kann, die er im wachen Zustand ablehnen würde.

Fakt: Menschen können sich den Suggestionen des Hypnotiseurs widersetzen. Suggestionen werden nur dann angenommen, wenn sie als hilfreich und passend empfunden werden. Der Hypnotiseur bietet lediglich Vorschläge an, und es liegt an der hypnotisierten Person, diese anzunehmen oder abzulehnen. Die Vorstellung, dass man durch Hypnose willenlos wird, ist also schlichtweg falsch.

Mythos 3: Hypnose ist nur etwas für schwache Menschen

Manche glauben, dass Hypnose nur bei Menschen funktioniert, die psychisch instabil, leicht manipulierbar oder besonders gehorsam sind. Dies führt zu dem Missverständnis, dass nur Menschen mit schwacher Willenskraft hypnotisiert werden können.

Fakt: Hypnose funktioniert bei den meisten Menschen, die bereit sind, sich darauf einzulassen. Die Fähigkeit, in Trance zu gehen (Hypnotisierbarkeit) und die Empfänglichkeit für Suggestionen (Suggestibilität) hängen von verschiedenen biologischen und psychologischen Faktoren ab. Dazu gehören unter anderem die strukturelle Konnektivität im Gehirn, bestimmte Gehirnzustände, die persönliche Einstellung gegenüber Hypnose und die Fähigkeit zur Vorstellungskraft. Hypnotisierbarkeit ist also kein Zeichen von Schwäche, sondern eine natürliche menschliche Fähigkeit, die von individuellen Faktoren beeinflusst wird. Auch die Beziehung zwischen Hypnotiseur und Klient sowie die Umgebung spielen eine Rolle im Erfolg der Hypnose.

Mythos 4: Hypnose ist nur Show und keine seriöse Therapiemethode

Durch Showhypnosen, bei denen Menschen scheinbar willenlos die verrücktesten Dinge tun, entsteht oft der Eindruck, dass Hypnose nichts weiter als Unterhaltung ist und keine ernsthafte Anwendung im therapeutischen Bereich hat.

Fakt: Hypnose ist seit Jahrzehnten als Therapiemethode anerkannt. In den USA und Grossbritannien wird sie bereits lange in der Psychotherapie eingesetzt, und auch in Deutschland wurde Hypnose 2006 als wissenschaftliche Behandlungsmethode anerkannt. Hypnose hat sich als wirksam erwiesen bei der Rauchentwöhnung, Gewichtsabnahme, Stressabbau, Angstbewältigung und Schmerzlinderung. Sie kann auch als Ergänzung zu anderen Therapieformen eingesetzt werden, um deren Wirksamkeit zu steigern. In medizinischen Bereichen wird Hypnose sogar genutzt, um Patienten bei Behandlungen entspannt und schmerzfrei zu halten – in Extremfällen kann sie als Ersatz für eine Narkose dienen.

Mythos 5: Hypnose kann bleibende Schäden verursachen

Viele Menschen haben die Sorge, dass Hypnose zu dauerhaften Schäden führen könnte. Sie befürchten, dass der Hypnotiseur ihre Gedanken manipulieren könnte oder dass Erinnerungen gelöscht oder verändert werden.

Fakt: In seltenen Fällen können nach einer Hypnose Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel oder Übelkeit auftreten. Solche leichten Nebenwirkungen verschwinden in der Regel schnell. Schwere Nebenwirkungen, wie das Wiederaufleben von traumatischen Erinnerungen oder Krampfanfälle, treten äusserst selten auf und sind meistens mit unprofessionellen Showhypnosen verbunden. Es ist daher wichtig, dass Hypnose nur von ausgebildeten Fachkräften in einem professionellen Umfeld durchgeführt wird. Solange dies der Fall ist, gibt es keinen Grund zur Sorge, dass Hypnose bleibende Schäden verursachen könnte.

Fazit

Abschliessend lässt sich sagen, dass Hypnose weit mehr ist als die klischeehaften Darstellungen in den Medien vermuten lassen. Durch den wissenschaftlichen Fortschritt wissen wir heute, dass Hypnose ein tatsächlicher Zustand veränderter Bewusstseinswahrnehmung ist, der nachweisbare Effekte auf das Gehirn und das Verhalten hat. Die vielfältigen Anwendungen, von der Raucherentwöhnung bis zur Stressbewältigung, zeigen, wie effektiv Hypnose als unterstützende Therapie eingesetzt werden kann. Die Mythen und Missverständnisse über Hypnose – wie die Vorstellung, man verliere die Kontrolle oder werde zu unerwünschtem Verhalten gezwungen – sind weitgehend unbegründet. Hypnose erfordert vielmehr Bereitschaft und Offenheit und kann unter professioneller Anleitung eine wertvolle Ergänzung zu anderen Therapieformen sein. Daher ist es wichtig, sich jenseits der Mythen mit den tatsächlichen Möglichkeiten und Grenzen dieser faszinierenden Methode auseinanderzusetzen.

Referenzen

  • Burkhard, P. (2024). Hypnosis in psychotherapy, psychosomatics and medicine. A brief overview. Frontiers in Psychology, 15. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2024.1377900
  • Hypnose: In Trance Trauma, Phobie und Schmerz bekämpfen. (o. D.). [Video]. Play SRF. https://www.srf.ch/play/tv/einstein/video/hypnose-in-trance-trauma-phobie-und-schmerz-bekaempfen?urn=urn:srf:video:53718410-2948-4dc4-ae13-4344f3c96f28
  • Kantonsspital St.Gallen. (o. D.). Hypnosetherapie Schmerzzentrum | Kantonsspital St.Gallen. https://www.kssg.ch/schmerzzentrum/leistungsangebot/medizinische-hypnosetherapie
  • NEURES Akademie. (2024, 19. März). Die Wahrheit hinter den 5 häufigsten Mythen über Hypnose - NEURES Akademie. https://neures.de/blog/hypnose-mythen/
  • Rosendahl, J., Alldredge, C. T., & Haddenhorst, A. (2024). Meta-analytic evidence on the efficacy of hypnosis for mental and somatic health issues: A 20-year perspective. Frontiers in Psychology, 14. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2023.1330238
  • Schweizerische Ärztegesellschaft für Hypnose (SMSH) (o. D.). Was ist Hypnose – SMSH. https://smsh.ch/was-ist-hypnose/

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