Food Waste
Lebensmittel sind weit mehr als nur Kalorien auf dem Teller. Sie sind Ausdruck von Kultur, Liebe zum Genuss und oft auch das Resultat harter Arbeit. Umso trauriger ist es, dass weltweit rund ein Drittel aller Lebensmittel verloren geht oder verschwendet wird – oft ganz unbeabsichtigt, manchmal aus Unwissen. Doch keine Sorge: Mit ein wenig Aufmerksamkeit und ein paar cleveren Tricks kannst du im Alltag viel bewegen. Dein Kühlschrank, dein Portemonnaie und die Umwelt werden es dir danken.
Food Waste global gesehen: Ein teures Problem
Food Waste ist längst kein kleines Problem mehr. In der Schweiz landen jedes Jahr Lebensmittel im Wert von durchschnittlich 620 Franken pro Person im Abfall. Das entspricht etwa 28 Prozent aller Lebensmittel, die wir einkaufen! Weltweit sieht es ähnlich aus: Während in ärmeren Ländern viele Lebensmittel bereits während der Ernte durch mangelnde Infrastruktur verloren gehen, wird in wohlhabenden Ländern vor allem beim Endkonsumenten viel verschwendet – oft, weil wir es uns leisten können.
Ein Blick nach Kamerun zeigt, dass es auch anders geht: Dort werden durchschnittlich nur fünf Prozent der Lebensmittel weggeworfen. Grund dafür könnte sein, dass in Kamerun 45 % des Haushaltseinkommens für Lebensmittel ausgegeben werden – die Lebensmittel sind also schlicht kostbarer als in der Schweiz, wo wir durchschnittlich 7 % des Haushaltseinkommens für Lebensmittel ausgeben. Food Waste ist also auch eine Frage der Wertschätzung – und der kleinen Alltagsentscheidungen.
Haltbarkeitsangaben verstehen: «Mindestens haltbar bis» und «zu verbrauchen bis»
Ein wichtiger Schlüssel im Kampf gegen Food Waste liegt im Verständnis von Haltbarkeitsangaben. Viele Lebensmittel tragen ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), das aber nicht bedeutet, dass du sie danach wegwerfen musst. Ganz im Gegenteil: Produkte wie Reis, Teigwaren oder Kaffee halten sich bei richtiger Lagerung oft deutlich länger.
Bei korrekter Lagerung können bestimmte Lebensmittel bis zu einem Jahr über das MHD hinaus bedenkenlos konsumiert werden, wie die ZHAW im Auftrag des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit wissenschaftlich erprobt hat, z. B.:
+360 Tage über das MHD: Teigwaren, Reis, Tee, Kaffee etc.
+120 Tage über das MHD: Fette, Öle, Müesli etc.
+90 Tage über das MHD: Tiefkühlprodukte
+30 Tage über das MHD: UHT-Milch, Hartkäse, Snacks etc.
+6 Tage über das MHD: Rohe Eier, Kuchen und Kleingebäck
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine Garantie für Qualität – für Geschmack, Farbe und Konsistenz und auch für Sicherheit. All dies bleibt oft noch lange nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum noch gut. Mit deinen eigenen Sinnen – schauen, riechen, schmecken – kannst du problemlos feststellen, ob ein Produkt noch geniessbar und sicher ist.
Anders sieht es beim Verbrauchsdatum aus. Es findet sich auf leicht verderblichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch oder Fertigprodukten und markiert das letzte sichere Konsumationsdatum. Hier solltest du nicht auf eigene Faust experimentieren, denn schädliche Mikroorganismen sind weder sichtbar noch riechbar. Gut zu wissen: Wenn du solche Produkte rechtzeitig einfrierst, kannst du ihre Haltbarkeit um bis zu 90 Tage verlängern – eine einfache Massnahme gegen unnötige Verluste.
Bist du dir nicht sicher, ob du den Aufschnitt in deinem Kühlschrank oder den bräunlichen Apfel in deiner Tasche noch essen kannst? Dann schau auf der Seite www.foodwaste.ch vorbei! Dort erfährst du, welche Warnzeichen du beachten musst und wann du das Lebensmittel noch bedenkenlos essen kannst.
Möchtest du diese Tipps da zur Hand haben, wo du sie brauchst? Dann druck dir das Infoblatt «Genuss ohne Risiko» von foodwaste.ch aus und häng es dir an den Kühlschrank!
Einkauf mit Köpfchen: Clever planen statt planlos shoppen
Food Waste beginnt oft schon beim Einkauf. Wer hungrig und ohne Plan durch die Gänge streift, kauft schnell mehr als nötig – und findet Tage später traurige Reste im Kühlschrank. Ein einfacher Trick hilft: Überlege dir vor dem Einkauf genau, was du wirklich brauchst. Ein kurzer Blick in den Vorratsschrank oder eine schnelle Bestandsaufnahme im Kühlschrank reicht oft schon aus, um Doppeleinkäufe zu vermeiden.
Mit einer Einkaufsliste oder einer App geht das Planen ganz leicht von der Hand. Die App «Bring!» (Android und Apple) erlaubt es dir, eine synchronisierte Einkaufsliste zu führen, bei der du mit deiner Familie oder Mitbewohner/-innen den Überblick darüber behältst, was noch gekauft werden soll und was vielleicht schon bei jemandem im Einkaufskorb liegt.
Auch beim Einkaufen selbst kannst du Zeichen setzen: Greife bewusst zu krummem Gemüse oder kleinen Äpfeln, die vielleicht nicht perfekt aussehen, aber genauso gut schmecken. Überleg dir bei Aktionen zweimal, ob du das Grosseinkaufsangebot wirklich aufbrauchen kannst – weniger ist oft mehr.
Gut gelagert ist halb gerettet
Auch nach dem Einkauf gibt es viel Potenzial, um Lebensmittel länger frisch zu halten. Die richtige Lagerung macht hier den entscheidenden Unterschied. Im Kühlschrank solltest du auf die Temperatur achten: Vier bis fünf Grad Celsius sind optimal, um das Wachstum schädlicher Keime zu bremsen. Ebenso wichtig ist die Ordnung: Getränke, offene Milch und Saucen gehören in die Kühlschranktür, während leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch oder Fisch in der Null-Grad-Zone, also im kältesten Fach unten im Kühlschrank, gelagert werden. Früchte und Gemüse lieben hingegen die spezielle Gemüseschublade, wo Temperatur und Luftfeuchtigkeit besser auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.
Ein weiteres Prinzip nennt sich «First In – First Out»: Neu eingekaufte Lebensmittel wandern nach hinten, die älteren bleiben vorne. So behältst du den Überblick und reduzierst Verluste auf ganz einfache Weise.
Gekochtes clever verwerten: Reste mit Plan
Auch bei bereits zubereiteten Speisen lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Ein Teller Pasta zu viel gekocht? Kein Problem: Gekochte Teigwaren oder Reis lassen sich am nächsten Tag wunderbar zu einem Salat, Auflauf oder gebratenen Restemenü verarbeiten. Übrig gebliebenes Gemüse passt perfekt in eine Frittata oder ein Curry. Achte darauf, gekochte Speisen rasch abkühlen zu lassen und luftdicht verschlossen im Kühlschrank aufzubewahren. Bist du unsicher, wie lange gekochte Speisen im Kühlschrank haltbar bleiben? Dann schau mal in unseren Newsbeitrag zum Thema «Meal Prep»! Wer regelmässig plant, was wann aufgebraucht wird, spart nicht nur Geld, sondern bringt auch Abwechslung auf den Teller
Kreativität statt Wegwerfen: Aus Resten neue Lieblingsgerichte zaubern
Manchmal bleiben Reste einfach übrig – sei es das halbe Glas Sauce, ein Stück Brot oder ein bereits etwas verschrumpeltes Gemüse im Kühlschrank. Doch anstatt sie achtlos wegzuwerfen, kannst du sie mit ein wenig Kreativität zu neuen Gerichten verwandeln. Vielleicht wird aus dem trockenen Brot ein knuspriger Brotsalat oder aus dem welken Gemüse eine feine Suppe. Durchsichtige, dichte Behälter helfen dir dabei, den Überblick über deine Vorräte zu behalten, und motivieren dich, öfter mal auf Schatzsuche im eigenen Kühlschrank zu gehen.
Fehlt dir die zündende Idee, was du aus den einzelnen übrig gebliebenen Lebensmitteln kochen könntest? Dann probier mal die Website «Restegourmet» aus! Hier kannst du die vorhandenen Lebensmittel eingeben und die Seite schlägt dir verschiedene Rezepte vor, die du damit kochen kannst. En Guete!
Fazit: Kleine Schritte, grosse Wirkung
Jeder kann mit wenig Aufwand einen Beitrag leisten. Iss nicht mehr ganz frisches Brot einfach getoastet oder als Brotsalat. Wähle beim Einkauf bewusst auch mal krumme oder kleinere Produkte. Koche kleinere Portionen, die du sicher aufisst. Und pack im Restaurant die Reste ein – das ist kein Grund zur Scham, sondern zeigt Verantwortung.
Vielleicht merkst du schnell, dass du nicht nur weniger wegwirfst, sondern auch abwechslungsreicher und bewusster isst. Weniger Food Waste bedeutet nämlich oft: mehr Kreativität, mehr Genuss – und ein gutes Gefühl.
Save the Date: Am 14. Juni 2025 verwandelt sich der Kapellplatz in Luzern in ein grosses Fest des bewussten Geniessens: Beim Foodsave-Bankett kannst du Gerichte aus geretteten Lebensmitteln geniessen und neue Ideen mit nach Hause nehmen. Komm vorbei und erlebe, wie köstlich Lebensmittelrettung sein kann! |
Referenzen:
- Bring! Labs AG. (o. J.). Bring! – Die Einkaufslisten-App für den Alltag. https://www.getbring.com
- Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). (2020). Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum. https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/gebrauchsgegenstaende/lebensmittelkennzeichnung/mindesthaltbarkeitsdatum.html
- Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). (n.d.). Hygiene. https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/lebensmittelsicherheit/krankheitserreger-und-hygiene/hygiene.html
- Bundesamt für Umwelt (BAFU). (2021). Lebensmittelverluste in der Schweiz – Ausmass und Handlungsoptionen. https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/thema-abfall/abfall–fachinformationen/abfallarten/lebensmittelabfaelle.html
- foodwaste.ch. (o. J.). Das kleine 1x1 der richtigen Lagerung. https://foodwaste.ch/uncategorized-2/das-kleine-1x1-der-richtigen-lagerung/
- foodwaste.ch. (o. J.). Resteverwertung. https://www.foodwaste.ch/de/haushalt/resteverwertung
- foodwaste.ch. (o. J.). Foodsave-Bankette in der Schweiz. https://www.foodwaste.ch/de/engagement/foodsave-bankette
- Restegourmet. (o. J.). Rezepte aus dem Kühlschrank. https://www.restegourmet.de
- Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Institut für Lebensmittel- und Getränkeinnovation. (2020). Mindesthaltbarkeitsdatum: Welche Produkte länger haltbar sind. Studie im Auftrag des BLV.